Schauen Sie nicht nur auf meine Hände!

Veröffentlicht am
7. August 2023
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Der Autor erzählt eine Geschichte über eine Schulung bei gemba, die einige wichtige Lektionen über die Methode "Training Within Industry" enthält.


Geschrieben von: Csaba Barhács, Lean Trainer, Lean Institut Ungarn


Hintergrund

Währendeiner TWI-Schulung, die kürzlich bei einem unserer Partner stattfand, erhielt einer der Mitarbeiter die Aufgabe, einen Arbeitsplan für die Entnahme von Mustern aus der Produktionslinie zu Zwecken der Qualitätskontrolle zu erstellen. Die Kisten auf der Linie bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von 500 Stück pro Minute. Das macht die Entnahme von Mustern selbst für einen erfahrenen Mitarbeiter zu einer Herausforderung, ganz zu schweigen von einem neuen Mitarbeiter.

Bei der Erstellung eines TWI-Stellenverzeichnisses sollten drei Hauptelemente berücksichtigt und definiert werden:

  1. Wichtige Schritte - Was tun wir?
  2. Wichtigste Punkte - Wie machen wir das?
  3. Erläuterung - Warum tun wir das?

Was ist das Problem?

Als die erste Version des Aufgabenzuweisungsformulars ausgefüllt wurde, fiel mir auf, dass Definitionen wie "mit einer Hand", "von oben" oder "mit einer schnellen Bewegung" zu den wichtigsten Punkten gehörten.

Als ein neuer Mitarbeiter ebenfalls eingearbeitet wurde, fragte ich ihn, wie er mit dem Arbeitsverteilungsformular und mit der Aufgabe selbst zurechtkam. Man sagte mir: "Der neue Mitarbeiter hat den Dreh noch nicht ganz raus, aber das ist etwas, das viel Übung erfordert."

Also bat ich den Angestellten, mir den Vorgang zu zeigen und mir auch beizubringen, wie man ihn ausführt. Ich muss zugeben, dass ich während des Lernprozesses Herzklopfen hatte: Es war so anstrengend, in eine Warteschlange einzugreifen, die auf Hochtouren lief, und zu versuchen, einen der 500 Kartons zu entnehmen, die jede Minute vorbeikamen. Ich habe es mehrere Male versucht, bin aber jedes Mal gescheitert. Einmal musste ich sogar die Warteschlange anhalten, weil ich ein paar Kisten umgeworfen hatte.

Beobachtungen

Nach unzähligen Fehlversuchen bat ich den Kollegen, mir zu zeigen, wie es geht. Ich versuchte, so viele Details wie möglich zu beobachten. Anfangs konzentrierte ich mich nur auf die Hand und versuchte, die entscheidende Bewegung zu erkennen, die den Erfolg garantieren würde. Ich sah jedoch keinen signifikanten Unterschied zu meiner eigenen Praxis.

Dann bemerkte ich, wohin sie blickten, und das war der Moment, in dem ich den Schlüssel zu diesem Prozess verstand. Der Blickpunkt der Arbeiter lag etwa einen Meter vor der Entnahmestelle. Sie schauten auf einen ankommenden Karton, folgten ihm mit den Augen bis zur Entnahmestelle und griffen dann mit der richtigen Handbewegung nach dem Karton.

Experimente und die Lösung

Ich fragte, ob es stimme, was ich gesehen habe, dass sie sich die Schachtel ansehen, bevor sie sie herausnehmen. Sie bestätigten dies mit begeistertem Nicken und schienen nicht zu verstehen, warum ich eine so grundlegende Frage stellte. Für sie war es doch offensichtlich! Dann versuchte ich die gleiche Übung: Blickkontakt, Nachfassen und Herausnehmen. Wie durch ein Wunder klappte es auch bei mir einwandfrei.

Am Ende der Übung waren wir uns einig, dass der Arbeitsplan um einen zusätzlichen Schritt und dessen Kernpunkt ergänzt werden sollte:

Wählen Sie die Box aus (was) - Wählen Sie die Box etwa 1 Meter von der Entnahmestelle entfernt aus und folgen Sie ihr visuell zur Entnahmestelle (wie).

Mit diesen Ergänzungen funktionierten die wichtigsten Punkte im Zusammenhang mit dem Greifen der Box nun perfekt.

Schlussfolgerung

Diese kurze Geschichte hat sowohl mir als auch dem Betreiber zwei wertvolle Lektionen erteilt:

  1. Häufig übersehen erfahrene Arbeitnehmer bei ihrer Arbeit triviale Details, und wir neigen dazu, einen Prozess oberflächlich zu betrachten.
  2. Neben den Handbewegungen sollten auch die Kopf- und Augenbewegungen sowie die Bewegungen der Füße, des Rumpfes und der Schultern beobachtet werden, die ebenfalls von entscheidender Bedeutung sein können (z. B. Seitwärtsschritte, Drehungen usw.).

DER AUTOR

Csaba Barhács ist ein lean Coach am Lean Institut Ungarn


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